Internationaler Sportleraustausch der Sportjugend Sächsische Schweiz Osterzgebirge und der Sportschule Bragin vom 18. bis 24. April 2019 in Belarus
 
Eine inzwischen elfjährige Tradition verbindet die Sportjugend im Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit der Kinder- und Jugendsportschule Bragin in Weißrussland. Jährlich besucht eine Pirnaer Delegation im April die Sportschule in Belarus, der Gegenbesuch in Pirna erfolgt im Oktober. So starteten am 18. April elf haupt- sowie ehrenamtliche Mitarbeiter der Sportjugend und des KSB die Reise in den Osten Weißrusslands. Nach der 22-stündigen Anreise quer durch Polen und halb Weißrussland begrüßten die ersten Sonnenstrahlen am Horizont die Sportdelegation in Bragin. Nach einer herzlichen und kulinarischen Begrüßung sowie kleiner Stadterkundungs-Runde begann sogleich die sportliche Erwärmung für die anstehende Woche. Gemeinsam mit den Schülern der hiesigen Sportschule wurde ein gemixtes Volleyballturnier veranstaltet und sich sportlich ausgetauscht. Dabei bewies der Sport direkt, dass eine gute Kommunikation und Freundschaft auch ohne perfekte Sprachkenntnisse und Dolmetscher funktionieren kann. Im Anschluss präsentierten die Funktionäre vor Ort die zahlreichen neugestalteten Sportstätten im Stadtbild. Mit Unterstützung durch den hiesigen Landkreis konnten im Verlauf des vergangenen Jahres erstaunliche Erneuerungen, Sanierungen und Umbauten vorgenommen werden.
Ein kompletter Überblick über all diese Veränderungen sowie ausführlicher Stadtrundgang warteten bereits am folgenden Tag mit dem sportlichen Höhepunkt der Woche und dem alljährlichen Anlass der Reise, dem traditionellen Gedenklauf. Als 1986 der Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte, waren die Stadt Bragin sowie die umliegende Region unmittelbar von den Auswirkungen betroffen und werden noch heute als dauerhafte Überprüfungszonen eingestuft. Als der Alarm ausgelöst und die ersten Einsatzkräfte nach Tschernobyl einberufen wurden, war unter ihnen auch ein junger Braginer Feuerwehrmann, der ohne zu zögern am Katastrophenort zur Stelle war. 10 Tage nach seinem Einsatz erlag er den gesundheitlichen Konsequenzen der Strahlung. Ihm zu Ehren und allen Einsatzkräften, für die er steht, wird in Bragin alljährlich ein Gedenklauf über 10km sowie ein Kinderlauf veranstaltet. Im Rahmen des Sportleraustausches nehmen in jedem Jahr auch ausgewählte Läufer der deutschen Delegation teil, wobei es im Sinne der Gemeinschaft und Freundschaft nicht vorrangig um die vordersten Platzierungen geht. Parallel fand in einer der neuen Turnhallen ein internationales Fußballturnier zwischen weißrussischen, ukrainischen und internationalen Teams statt. Nach einer innovativ und kreativ gestalteten Siegerehrung wurde der Tag beim gemeinsamen Essen aller städtischen Funktionäre, Sponsoren und zahlreicher Sportler ausgeklungen. Im diesem Rahmen wurde die Bedeutung des Austausches,  des sportlichen und kulturellen Miteinanders sowie der der gemeinsamen Entwicklung nicht nur angesprochen, sondern auch gelebt. Dieses uneingeschränkte Miteinander sowie die in Weißrussland kultivierte Gastfreundschaft wurden auch am kommenden Tag deutlich. Der weißrussische Delegationsleiter des vergangenen Jahres lud nach einem kulturellen Vormittag im Museum Bragin zu sich zu Tisch. Auch hier funktionierten das gegenseitige Kennenlernen und der gemeinsame Austausch oft ohne die richtige Grammatik, solange man sich mit Offenheit und Interesse begegnet.
Zum Schluss der diesjährigen Reise ging es noch einmal zu den Wurzeln und Hintergründen der gemeinsamen Jugendbegegnung, die so nun schon über ein Jahrzehnt besteht. Ein wichtiger Teil davon ist sportlich gesehen natürlich der Gedenklauf, der historisch betrachtet durch die Katastrophe in Tschernobyl entstanden ist. Aus diesem Grund ging es noch Sonntagnacht auf die Reise durch die Ukraine, um den Ursprung der gemeinsamen Verbindung und gleichzeitig auch das Ende einer ganzen Region verstehen zu lernen. Besucht wurden so am Ostermontag der stillgelegte Reaktor sowie die unmittelbar betroffene Stadt Prypjat. Diese Reise erinnert daran, die Kulturen und Herausforderungen anderer Gesellschaften nicht nur zu verstehen, sondern auch stets zu berücksichtigen und diese Erfahrungen für die Zukunft mitzunehmen.
Mit diesen Eindrücken im Gepäck ging es zurück gen Heimat. Dabei ist leider festzustellen, dass die an der Basis geknüpften Verbindungen noch nicht immer bis in die obersten Ebenen gestreut haben, da der Grenzübergang derweilen noch nicht immer sehr freundschaftlich abgewickelt wird. Nach 23 Stunden Rückfahrt erreichte die Delegation schließlich Pirna. Ein großes Dankeschön gilt den weißrussischen Kollegen und Freunden für die Organisation und den alljährlich eindrucksvollen kulturellen Beitrag. Der Rückbesuch der Sportschule Bragin wird in der zweiten Oktoberwoche 2019 in Pirna erwartet. (Lisa Wunderlich)