Und plötzlich stand ein Elefant auf der Rennpiste. „Der kam auf uns zu, und da wurde uns schon etwas mulmig, das war respekteinflößend, so dass wir erstmal schnell umgedreht sind“, blickt Radsportler Kai-Uwe Lehnung aus Ottendorf auf eines der vielen Erlebnisse im Süden Afrikas zurück.

Vor Kurzem war der 56-Jährige, der für den SV Grün-Weiß Pirna und den Sebnitzer Radfahrerverein 1897 bei Sport-Events startet, zusammen mit seiner Tochter Johanna Lehnung bei den Zambezi Cycle Challenge unterwegs. Und nach drei anstrengenden, wie erlebnisreichen Renntagen an den imposanten Victoriafällen hat das Duo aus dem Sebnitzer Ortsteil gemeinsam den Mixed-Wettbewerb gewonnen.

Nach einem von Beginn an packenden Wettkampf in Simbabwe, am Grenzfluss Sambesi, bei dem jedes Team aus dem Spitzentrio einen Tagessieg sichern hatten können, setzten sich das als „Flying Hippos“ angetretene Duo aus der Sächsischen Schweiz zum Abschluss durch.

„Die Strecken waren jeweils 50 bis 55 Kilometer lang, technisch aber schwer zu fahren, Es gab viele Steine, stachelige Sträucher, ausgetrocknete Flussbetten und 400 bis 500 Höhenmeter zu passieren“, erklärt Kai-Uwe Lehnung. „Überholen war oft unmöglich.“ Und es gab eben hin und wieder die eine oder andere tierische Überraschung an und auf der Rennstrecke.

Seine Tochter, eine im Nachwuchsbereich national sehr erfolgreiche Biathletin vom SV Grün-Weiß Pirna, und er hielten jedoch die beiden Mitfavoriten auf Distanz. Mit dem Tagessieg am finalen Renntag fuhren sie in der Gesamtwertung sogar noch mehr als 24 Minuten Vorsprung auf die platzierten Teams aus Namibia und Südafrika heraus. Sie krallten sich somit Gold. Obendrein gab es den Preis für die längste Anreise – mit über 10.000 Kilometern.

Bei dem Rennen hatten Amateure und Profis aus mehreren Ländern mit ihren Mountainbikes teilgenommen. Papa Lehnung hatte schon länger mit einer Teilnahme an dem Radrennen geliebäugelt. Bereits im Vorjahr hatte er in Ruanda bei einem anspruchsvollen afrikanischen Radsport-Event mit seinem Sebnitzer Vereinskollegen Marc Wenzel den Teamwettbewerb (Silverback-Kategorie) gewonnen.

Doch in Simbabwe hatte es vor einigen Jahren rassistische Überfälle gegeben, bei denen mehrmals weiße Farmer ermordet worden waren. Das hielt viele Touristen längere Zeit fern. Die Gefahrenlage habe sich aber deutlich entspannt.

Eine Teilnahme an solch einem Rennen war wieder Thema. Dieses Jahr legte Sportschülerin Johanna Lehnung ihr Abitur ab. Als Geschenk gab es für die erfolgreiche Tochter die gemeinsame Reise nach Afrika – inklusive des Starts bei der Zambezi Cycle Challenge.

„Es war ein schönes Abenteuer“, blickt Lehnung Senior zurück und schwärmte von der hervorragenden Organisation, den entspannten Leuten und der tollen Aussicht. „Vor allem die Victoriafälle waren atemberaubend.“ Der Kurs hatte es in sich. Immer wieder kreuzten Tiere den Weg oder standen auf der Straße.

Mit den generischen Teams kam man nach den Rennen ins Gespräch. Nachmittags wurde Tour-de-France geschaut, oder auch mal ein Rugbyspiel – während sich in Europa Spanien die Fußballkrone aufsetzte. Radsport und Rugby seien sehr populär im Süden Afrikas. Morgens ging es dann um 5 Uhr aus den Federn. Um 7 Uhr wurde wieder in die Pedalen getreten.

Nach dem siegreichen Abenteuer zurück in Deutschland liegt der Fokus von Tochter Johanna auf der beruflichen Karriere bei der Bundespolizei – allerdings wolle die 19-Jährige, die im erweiterten Nachwuchskader ist, auch weiter beim Biathlon angreifen. Ziel sind Starts bei internationalen Rennen.

Kai-Uwe Lehnung macht – was den Extremsport betrifft – erst einmal halblang. Die Zambezi Cycle Challenge war schon sein zweites schwereres Rennen binnen anderthalb Monaten. Bereits Ende Mai/Anfang Juni war der Zahntechniker beim „Trans Balkan Race“ an den Start gegangen.

Von Slowenien ging es teils durch das Dinarische Gebirge quer durch das ehemalige Jugoslawien bis nach Montenegro. Lehnung trotzte dem Regen, dem entsprechend matschigen Terrain, gab nicht auf wie so viele Mitstreiter und biss sich durch.

In aussichtsreicher Position am vorletzten Halt unter die Top 5 gefahren stoppte ihn jedoch ein heftiger Virusinfekt und nach einem Tag Zwangspause fuhr er das Radrennen trotzdem noch zu Ende. Trotzdem schloss er den Wettkampf mit „hohem Niveau“ unter den Top-30 ab.

(ksb/Fotos: privat)