Die erste Woche des Doppel-Weltcups in Altenberg ist am Sonntag mit der Viererbob-Entscheidung zu Ende gegangen. Den Tagessieg sicherte sich Brad Hall aus Großbritannien mit seiner Crew. Er errang damit den zweiten Viererbob-Sieg seiner Karriere. Zweiter wurde das Team von Christoph Hafer (BC Bad Feilnbach) vor dem Vize-Olympiasieger Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude) mit dessen Mannschaft.
Doppel-Olympiasieger und Rekord-Weltmeister Francesco Friedrich vom BSC Sachsen Oberbärenburg wurde mit Thorsten Margis, Martin Grothkopp und Alexander Schüller im Schlitten Vierter. Candy Bauer fiel wegen einer Verletzung für das Rennen aus. Er will aber bis zur Viererbob-Entscheidung bei der WM in St. Moritz in knapp drei Wochen wieder dabei sein.
Friedrich war aufgrund seines Muskelfaserrisses etwas gehandicapt und hatte offenbar aufgrund des angekündigten aber ausgebliebenen Regens anfangs auf das falsche Material gesetzt.
„Im ersten Lauf hatten wir die hohe Startnummer und es war etwas schmierig in der Bahn. Und da Regen angekündigt war, hatten wir auf das gleiche Set-up gesetzt wie vorige Woche, wo es eigentlich auch gut war. Heute war es im ersten Durchgang zu rutschig“, so Friedrich. „Aber im zweiten Lauf lief es deutlich besser. Da haben wir auch die schnellste Zeit überhaupt heute hingelegt.“
Viel Applaus gab es am Sonntag auch für Martin Grothkopp. Der langjährige Anschieber im Bobteam Friedrich ging im Viererbob-Rennen auf seiner Heimbahn zum letzten Mal in einem Weltcup-Rennen an den Start. Er beendete mit dem vierten Rang seine aktive Laufbahn nach 27 Jahren Leistungssport, zehn davon absolvierte der 36-jährige Dresden im Bobsport. Es war ein sehr emotionaler Abschied für Grothkopp selbst, aber auch für das gesamte Team Friedrich und viele Wegbegleiter.
„Der Tag war geprägt vom Fokus auf das Rennen. Dann gab es aber immer wieder Emotionen, ich habe mich gefreut. Ich bin sehr glücklich mit diesem Tag“, sagte der dreifache Viererbob-Weltmeister und Olympiasieger von 2018 nach seinem Abschiedsrennen im SachsenEnergie-Eiskanal. „Ich bleibe aber mit dem Team verbunden.“ Künftig wird Grothkopp zudem als Leiter der neuen Abteilung Rennrodeln/Skeleton/Bob bei seinem Heimatverein Dresdner SC weiter im Kufensport tätig sein – als Funktionär.
Für Friedrich und sein Team geht es indes weiter. Kommendes Wochenende steht der zweite Weltcup in Altenberg samt Europameisterschaften an. Und die WM beginnt dann bereits in zwei Wochen. Was seinen Muskelfaserriss betrifft, sehe es dem Pirnaer Piloten zufolge gut aus mit der Genesung. Beim Zweierbobrennen am Sonnabend in Altenberg erreichte er noch mit Anschieber Alexander Schüller (SV Halle) den Bronzeplatz. Der Tagessieg ging an den Gesamtführenden, Johannes Lochner. Mit dem ehemaligen Oberbärenburger Georg Fleischhauer distanzierte er das Team des Briten Brad Hall auf den zweiten Rang im kleinen Schlitten.
Bei den Frauen gab es einen deutschen Dreifachsieg im Zweierbob, wobei das Team von Lisa Buckwitz (BRC Thüringen) nach ihrem Wechsel an die Lenkseile ihren ersten Weltcupsieg im Zweierbob holte. Im Monobob gewann Olympiasiegerin und Weltmeisterin Kaillie Humphries (USA) vor Laura Nolte. Die Zweierbob-Olympiasiegerin vom BSC Winterberg hatte im ersten Durchgang einen neuen Bahnrekord (58,80 Sekunden) aufgestellt, wurde dann aber im zweiten Lauf noch abgefangen. Sie belegte aber noch vor der Kanadierin Cynthia Appiah den zweiten Rang.
Organisatoren wie Aktive zeigten sich zur Halbzeit in Altenberg zufrieden mit dem Verlauf – auch weil der Weltcup nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen erstmals wieder vor Publikum stattfinden konnte. Und die Stimmung an der Bahn war trotz des wenig winterlichen Wetters ausgezeichnet. Über die gesamte Woche verfolgten insgesamt 5000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Trainings und Wettkämpfe der Weltelite im Bob- und Skeletonsport live am SachsenEnergie-Eiskanal. „Wir haben in dieser Woche spannende Rennen und viele emotionale Momente erlebt“, sagte Jens Morgenstern, OK-Chef und Geschäftsführer des Bahnbetreibers Wintersport Altenberg (Osterzgebirge) GmbH, zum Abschluss der ersten Weltcup-Woche.
Auch abseits des Sports gab es im Rahmen des Weltcups viele emotionale Momente. So wurde neben Grothkopp auch Altenbergs ehemaliger Bürgermeister Thomas Kirsten vom Weltverband IBSF und dem deutschen Verband BSD für seine Verdienste um den internationalen Bob- und Skeletonsport geehrt. Bob-Bundestrainer René Spies erhielt vom Deutschen Olympischen Sportbund zudem nun auch persönlich die Auszeichnung zum „Trainer des Jahres 2022“. Bobpilotin Mariama Jamanka, Olympiasiegerin von 2018 und Olympia-Zweite von 2022, wurde vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland offiziell verabschiedet – sie hatte nach den Olympischen Winterspielen in Peking ihre aktive Karriere beendet.
Abschied nehmen mussten Organisatoren und Fans vom legendären Spurbob-Team mit dem Viererbob-Olympiasieger von 1994 Harald Czudaj und dem Präsidenten des BSC Sachsen Oberbärenburg Rainer Jacobus. Beide werden künftig nicht mehr gemeinsam vor Rennbeginn den anspruchsvollen Eiskanal im Altenberger Kohlgrund herunterfahren, wie sie das u.a. zu den Weltmeisterschaften 2008, 2020 und 2021 getan haben. Am gestrigen Samstag absolvierten sie hier ihren letzten Vorlauf – von viel Applaus begleitet.
Zeitplan für die zweite Weltcup-Woche mit Europameisterschaften (Änderungen vorbehalten):
Montag 16.01.2023 14.00 – 19.00 Uhr Training Skeleton
Dienstag 17.01.2023 14.00 – 18.30 Uhr Training Bob
Mittwoch 18.01.2023 10.00 – 15.00 Uhr Training Skeleton
Donnerstag 19.01.2023 10.00 – 14.30 Uhr Training Bob
Freitag 20.01.2023 11.30 Uhr Weltcup & EM Skeleton Männer
15.30 Uhr Weltcup & EM Skeleton Frauen
Sonnabend 21.01.2023 10.00 Uhr Weltcup & EM Monobob Frauen
14.30 Uhr Weltcup & EM Zweierbob Männer
Sonntag 22.01.2023 09.15 Uhr Weltcup & EM Zweierbob Frauen
14.30 Uhr Weltcup & EM Viererbob
Ticketvorverkauf und weitere Informationen:
www.SachsenEnergie-Eiskanal.de | www.weltcup-altenberg.de
(skl/us/Fotos: ibsf/Viesturslacis)