Für Skeleton-Vizeweltmeister Axel Jungk vom BSC Sachsen Oberbärenburg geht es am Sonnabend um nicht weniger als das Weltcupticket in diesem Winter. Bei den am 7. November 2020 in Winterberg stattfindenden Deutschen Meisterschaften wird sich zeigen, wer den letzten noch offenen Startplatz bei den deutschen Männern bekommen wird.
Während Weltmeister Christopher Grotheer vom BRC Thüringen bereits gesetzt ist und sich Junioren-Weltmeister Felix Keisinger vom WSV Königssee nach drei Siegen in den drei bisherigen Selektionsrennen durchsetzen konnte, ist noch ein Startplatz vakant.
Jungk war bei den ersten beiden Selektionen in Altenberg auf den vierten und den zweiten Rang gefahren. Beim dritten Ausscheidungsrennen Ende Oktober im lettischen Sigulda hatte er als Vierter einen relativ deutlichen Rückstand auf den Tagessieger aus Bayern (+1,57 Sekunden).
“Axel hatte die ganze Woche schon Schwierigkeiten. Er fühlt sich auf der Bahn nicht ganz so wohl und konnte das im Rennen auch nicht ausmerzen. Deshalb war der Rückstand zu den anderen für mich persönlich auch viel zu groß“, so Bundestrainer Christan Baude zur Situation des Sachsen im Herrenteam.
Nun muss der 29-jährige Dresdner liefern. Größter Kontrahent für den zweimaligen Sportler des Jahres im hiesigen Landkreis ist ausgerechnet Lokalmatador Alexander Gassner vom BSC Winterberg. “Ich bewerte meine Chancen 50/50, ich muss am Samstag auf jeden Fall vor Alexander Gassner sein und schlechtesten Fall Zweiter werden”, sagt Jungk. “Das ist definitiv möglich, aber definitiv nicht einfach und kein Selbstläufer”. Jungk zeigt sich durchaus selbstkritisch vor dem wichtigsten Rennen vor dem Weltcupstart am 20. November in Sigulda.
“Potenzial liegt momentan noch in allen Bereichen”, so der aus Hohndorf stammende Olympias-Siebte von 2018. “Vor allem am Start bin ich im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich langsamer, was ich und mein Trainer aber leider nicht nachvollziehen können.”
Und wenn es nicht klappt mit dem erneuten Weltcup-Ticket oder gar mit dem Start bei der WM Anfang Februar 2021 in Altenberg, was dann? “Eine zweite Chance gibt es sicherlich”, sagt Jungk. “Aber darüber möchte ich jetzt noch nicht nachdenken, da ich es lieber mit der ersten Chance schaffen will.”
Auf ihren zweiten Weltcup-Start noch etwas warten muss indes Jungks Vereinskollegin Susanne Kreher. Die aus Bärenstein im Erzgebirge stammende Vize-Juniorenweltmeisterin konnte noch nicht so ganz an ihre starken Auftritte aus der Vorsaison anknüpfen. Bei den Selektionen in Altenberg wurden sie Vierte und Dritte. Bei ihrem Debüt vorige Woche in Sigulda fuhr die Deutsche Anschubmeisterin von 2019 auf Rang fünf.
“In Altenberg lief es leider in der Bahn noch nicht so gut, vor allem der Kreisel war das Problem”, erklärt Susanne Kreher. “Bis dahin war ich vorn mit dabei, habe dann aber zu viel Zeit in der Kurve verloren. Da hätten mir noch ein paar Trainingseinheiten mehr weitergeholfen, auch um allgemein besser wieder ‘ins Fahren zu kommen’, da wir diesmal keine Fahrweise vor den Selektionen hatten.”
Das Rennen in Lettland bewertet die im Sommer von Altenberg nach Dresden umgezogene Skeletonhoffnung als “solide”. “Es war auch das erste Mal, dass ich auf der Bahn war, und die ist schon sehr anspruchsvoll.”
Immerhin: Nach jetzigem Punktestand ist die junge Sächsin eigentlich sicher für den Intercontinental Cup (ICC) qualifiziert. Das hatte sie schon in den beiden Vorjahren geschafft. 2019/20 wurde die Skeletonsportlerin vom BSC Sachsen Oberbärenburg sogar Gesamt-Zweite im ICC und hatte dabei auf das letzte ICC-Auftritt wegen der Junioren-WM 2020 in Winterberg verzichtet.
Dort verpasste sie knapp und nach einer Verletzung Gold und somit auch die nachträgliche Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Altenberg. In diesem Winter bekommt Susanne Kreher vielleicht noch einmal die Chance auf das Ticket per Wild Card für die ins Osterzgebirge verlegten Titelkämpfe auf ihrer Heimbahn. “Diese Chance auf eine Teilnahme bei der WM besteht natürlich noch”, bestätigt sie. Bei der Deutschen Meisterschaft am Sonnabend will die Vorjahres-Dritte einen guten Eindruck hinterlassen.
Bei den Frauen ist Weltmeisterin Tina Hermann (Königssee), die in Sigulda mitfuhr und gewann, gesetzt. Talent Hannah Neise vom BSC Winterberg, die zwei Selektionen für sich entschied, und die Thüringerin Sophia Griebel haben bisher die besten Chancen auf die beiden offenen deutschen Weltcup-Startplätze. Vize-Olympiasiegerin Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland blieb derweil trotz guter Trainingsleistungen bisher klar hinter den Erwartungen zurück. (skl/bsd/Foto: skl)