Da war noch Luft nach oben: Johanna Sinkewitz und Franz Werner vom Pirnaer Ruderverein 1872 haben bei den U23-Europameisterschaften im polnischen Kruszwica reichlich Lehrgeld zahlen müssen. Anders als viele Kontrahenten hatte der Deutsche Ruderverband teils verstärkt auf die zweite Reihe, auf die jüngeren Ruderteams gesetzt.

Diese sollten im Wettstreit mit anderen Nationen, bei denen mehrere Nachwuchs-WM-Starter dabei waren, die oft schon viel länger miteinanderfahren, vor allem Erfahrungen sammeln. Im U23-Kader trainieren Athletinnen und Athleten im Alter von 19 bis 22 Jahren.

Der DLV war mit 88 Teilnehmern in 19 Bootsklassen nach Polen gereist. Am Ende sprang einmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze sowie mehrere B-Finalteilnahmen heraus. Die beiden Pirnaer Asse verpasste ihre erhofften Ziele jedoch.

Da die Vorbereitungszeit mit intensivem Kurztrainingslager und Feinschliff in Berlin-Grünau der teils erst zwei Wochen zuvor neu formierten Mannschaften im Vergleich eher recht kurz war, überraschten auch die durchwachsenen Ergebnisse der beiden PRV-Asse am Ende aber nicht wirklich.

„Positiv war, dass wir vorab bei jeder Trainingseinheit als Team besser und schneller wurden, doch es war letztendlich dann bei der Europameisterschaft schwierig, über die Geschlossenheit Länge zu gewinnen und uns von anderen Booten abzusetzen“, erklärt die Pirnaerin Sinkewitz. „Mit Blick auf die ziemlich starke Konkurrenz war eigentlich klar, dass das keine Medaille wird, aber wir wollten alles rausholen, es ins Finale schaffen und uns nicht abhängen lassen.“

Wie andere deutsche Boote, musste so zum Beispiel auch der Doppelvierer mit Schlagfrau Johanna Sinkewitz sowie die international eher unerfahrenen Anne Fischer (Ruderriege TVK Essen), Pia Nichelmann (RV Triton 1893 Leipzig) und Luise Reusch (Bremerhavener Ruderverein von 1889) den Umweg über den Hoffnungslauf nehmen. Ein B-Finale gab es nicht.

„Der Hoffnungslauf war dann nach dem eher taktisch gefahrenen Vorlauf unser bestes Rennen, aber wir konnten uns leider nicht an den anderen vier Mannschaften vorbeischieben“, erklärt die Sportlerin des Jahres 2019 im Landkreis, Johanna Sinkewitz. „Es war sehr enttäuschend, kein Finale zu fahren, und am Ende nur Siebte geworden zu sein. Aber die Konkurrenz mit WM-Teilnehmern, die teils Jahre zusammenfahren, war wirklich stark. Der Abstand zur Spitze ist doch noch größer als gedacht.“

Die 20-Jährige aus Pirna habe jedoch „eine Menge mitgenommen, daher war die U23-EM auch nicht schlecht.“ Das bei den Titelkämpfen Erfahrene hätte ihr und dem Team einen Schub gegeben, auch Motivation, im kommenden Jahr besser zu sein und neu anzugreifen, um dann bei der U23-WM zu rudern. Das sei ihr Ziel.

Dort will auch Franz Werner wieder hin. Der 20-Jährige aus dem Dürrröhrsdorf-Dittersbacher Ortsteil Wilschdorf startete bei der U23-EM im Einer statt im gewohnten Doppelvierer. Er fuhr zum Auftakt ein stabiles Rennen. Doch schon vor den 1.000-Meter-Marke zeichnete sich ab, dass seine Gegner an diesem Tag nicht zu schlagen waren.

Somit musste der Einer-Ruderer in den Hoffnungslauf, den Franz Werner auch gewinnen konnte. Im Halbfinale wurde der Sportler des Jahres 2019 im Landkreis aber Vierter und erreichte im abschließenden B-Finale dann ebenfalls Rang vier.

„Insgesamt betrachtet lief diese EM gut. Also dafür, dass ich kurz vorher im Urlaub gewesen bin. Vier Rennen sind an einem Wochenende generell viel, und wenn man dann die EM nach dem Urlaub fährt….“, so Franz Werner. „Die Luft war dann auch raus, nachdem ich im Halbfinale Pech mit meinem Skull hatte.“ Der Wettkampf habe ihm bestätigt, dass „der Einer einfach nicht mein Steckenpferd ist und ich auf jeden Fall wieder Vierer fahren möchte“.

(skl/Foto: skl)