Heute um 18 Uhr beginnt die Eiszeit. Dann gibt Eismeister Ralf Mende grünes Licht für die 40. Saison der Altenberger Kunsteisbahn. Der SachsenEnergie-Eiskanal im Kohlgrund wird dann in rund vier Tagen vollständig vereist sein. Am Sonntag sollen die deutschen Skeletonsportler dort ihre ersten Trainingsläufe absolvieren. Am 14. Oktober 2022 finden mit den Deutschen Skeleton-Meisterschaften auch schon die ersten Wettkämpfe in diesem Winter auf der Traditionsbahn statt.

Mende ist von Anfang an dabei. Es ist auch für ihn eine Jubiläumssaison. Seine Aufregung halte sich in Grenzen, sagt der 60-jährige weltweit für sein Know-how geachtete Routinier. Trotz der etwas zu warmen Temperaturen derzeit mache er sich keine Sorgen. Der Zeitplan steht. „Aber mir gehen doch schon immer wieder Dinge durch den Kopf, worauf man noch achten sollte.“ Fünf Mitarbeiter sind nachts im Einsatz, acht am Tag. Bis alles steht und das Eis den Athletinnen und Athleten praktisch serviert werden kann, ist auch für Mende und sein Team noch viel zu tun.

Sportlich verspricht der nacholympische Winter wieder zahlreiche internationale und nationale Kufensport-Wettbewerbe in Altenberg. Mit dabei sein werden auch die Lokalmatadoren vom BSC Sachsen Oberbärenburg und vom RRC Altenberg. Doppel-Doppelolympiasieger Francesco Friedrich und sein Bobteam. Die beiden weiteren von der BOBALLIANZ Sachsen unterstützten sächsischen Piloten Maximilian Illmann und Richard Oelsner mit ihren Crews ebenso.

Auch Skeleton-Juniorenweltmeisterin Susanne Kreher und Vize-Olympiasieger Axel Jungk wollen in Altenberg um Medaillenplätze kämpfen, ebenso wie Rennrodel-Nachwuchsweltmeisterin Jessica Degenhardt und weitere Kufen-Asse vom RRC. Weltmeisterin Julia Taubitz vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal hat auf ihrer Heimbahn in Altenberg ebenfalls einiges vor in der neuen Saison.

Drei Weltcups, ein Junioren-Weltcup und zwei Europacup-Rennen werden hier zwischen November 2022 und Februar 2023 ausgetragen. Auch Europameistertitel werden am SachsenEnergie-Eiskanal vergeben und mit dem Doppelsitzer der Rennrodel-Damen gibt es eine neue Weltcup-Disziplin.

Außerhalb der Saison stand auch in diesem Jahr wieder die infrastrukturelle Erneuerung des Bahnkörpers und des Bahngeländes im Mittelpunkt. Um den SachsenEnergie-Eiskanal spätestens zu den Rennrodel-Weltmeisterschaften 2024 in einem modernisierten Gewand präsentieren zu können, wurde ein umfangreiches Konzept erarbeitet, zu dem Jens Morgenstern, Geschäftsführer des Bahnbetreibers, der kreiseigenen Wintersport Altenberg (Osterzgebirge) GmbH (WiA), kontinuierlich im Gespräch ist mit dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als Bahneigentümer sowie mit dem Bund und dem Freistaat Sachsen als Fördermittelgeber.

„Mit der Rennrodel-Weltmeisterschaft 2024 kommt einmal mehr ein sportliches Highlight in unseren Landkreis“, erklärt dazu Landrat Michael Geisler. „Zur Verbesserung der Infrastruktur an der Anlage sind wir daher im intensiven Austausch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer. Das Ziel ist eine umfassende Vorbereitung dieses Ereignisses, um die Sportregion Altenberg professionell und modern zu präsentieren.“

Verschiedene Bauarbeiten standen auch in diesem Jahr auf der Agenda. Aufgrund des Abriebs der Schutzschicht des Bahnbetonkörpers war eine Erneuerung und schrittweise Sanierung der Betonversiegelung dringend erforderlich. Im Zuge der Instandsetzung des Bahnkörpers werden in den jeweiligen Abschnitten die Ventilstationen mit erneuert.

Der Freistaat Sachsen fördert diese Arbeiten mit über 81.000 Euro. Den Fördermittelbescheid hat Dr. Frank Pfeil, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern, kürzlich an Landrat Michael Geisler übergeben. Zudem gibt es jetzt auch in der Überfahrt von Kurve 12 zu 13 eine so genannte „Zwangseinfahrt“. Diese soll eine zu späte Einfahrt der Athletinnen und Athleten in die Kurve 13 verhindern und so Stürze vermeiden. Eine solche Kunststoffverkleidung war im vergangenen Jahr bereits zwischen Kurve 10 und 11 installiert worden und hat sich an dieser Stelle bewährt.

In diesem Jahr abgeschlossen wurde der Ersatzneubau einer Jugendstarthöhe in Kurve 8. Diese bietet mehr Sicherheit für den Kufensport-Nachwuchs und erleichtert den systematischen Trainingsaufbau. Von hier werden im Rodel-Juniorenweltcup die Doppelsitzer starten und sogar Monobobs können von dieser Starthöhe nun die Bahn hinunterfahren.

Zusätzlich wurde die Kinder-Starthöhe in Kurve 13 optimiert und im Zuge aufwändig-umfangreicher Erdarbeiten das Mittelspannungskabel erneuert, das sich unterirdisch über das gesamte Gelände zieht. Außerdem wurden Schlaglöcher ausgebessert und Aufstellflächen für Rettungsfahrzeuge erneuert. „Bei einem Großteil dieser wichtigen Baumaßnahmen sind wir natürlich auch auf Fördermittel angewiesen“, so WiA-Geschäftsführer Jens Morgenstern, „deshalb geht ein herzliches Dankeschön an den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, den Freistaat Sachsen sowie den Bund für die Unterstützung zur weiteren Entwicklung der Rennschlitten- und Bobbahn Altenberg.“

Trotz Energiekrise sieht Morgenstern die Sportanlage gut gerüstet für den Winter. Das Thema Energie ist aktuell in aller Munde und stellt auch für den Bahnbetrieb eine große Herausforderung dar. WiA-Geschäftsführer Jens Morgenstern: „Wir sind schon vor der WM 2020 den Weg der erneuerbaren Energien gegangen. Wir nutzen nur Grünen Strom aus der Region, setzen null Prozent Emission frei und haben das alles auch noch zertifiziert. Zusätzlich gibt es die eine oder andere kleine Stellschraube für Einsparungen. Moderne Steuerungstechnik beispielsweise gibt uns die Möglichkeit, nur an speziellen Punkten der Strecke beim Eisausbau zu kühlen. Und haben weitere LED-Beleuchtung installiert, so dass künftig alle Leuchtmittel gegen die energiesparendere Variante ausgetauscht sein werden.“

Er geht zudem davon aus, dass keine Mehrkosten auf den Landkreis zukommen. „Das hängt insbesondere mit den schon vor der Energiekrise geschlossenen Verträgen mit unserem Partner und der wegfallenden EEG-Umlage zusammen“, erklärt er. „Die erwarteten Energiemehrkosten liegen grob geschätzt bei 30.000 bis 40.000 Euro.“ Und diese würden im Laufe des Geschäftsjahres gestemmt werden können.

Der Hauptsponsor und gleichzeitiger Energieversorger SachsenEnergie äußert sich zu seinem Engagement wie folgt: „Wir haben frühzeitig gemeinsam mit der WiA in erneuerbare Energien investiert. So liefern wir die für die Vereisung des Kanals notwendigen Strommengen zu 100 Prozent aus regenerativen Energien. Gut die Hälfte davon wird in der Region erzeugt (Regionalstromprodukt) und stammt aus dem Wasserkraftwerk Klingenberg und aus der Windenergieanlage Mohorn. Der verbleibende Anteil kommt aus anderen Wasserkraftanlagen (Ökostromprodukt). Zusätzlich wurde 2020 eine Photovoltaikanlage zur Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie auf den Dachflächen im Startbereich der Altenberger Bahn in Betrieb genommen. Der Strom fließt ins öffentliche Netz. Die Entwicklungen an den Energiemärkten und damit einhergehenden gestiegenen Beschaffungskosten für Gas und Strom stellen uns und unsere Kunden vor große Herausforderungen. Trotzdem stehen wir zu unserem Engagement als Hauptsponsor und Namensgeber der Bobbahn. Der Nachwuchs- und Leistungssport liegt uns am Herzen und gleichzeitig ist es wichtig, auch jetzt den Wirtschafts- und Tourismusstandorten der Region den Rücken zu stärken. Uns verbindet eine langjährige und vertrauensvolle Partnerschaft, auf die man sich verlassen kann“,  sagt Claudius Rokosch, Bereichsleiter Corporate Communication der SachsenEnergie AG.

Die neue Saison startet nach den Selektionsrennen der deutschen Skeleton- und Bobsportler mit einem „doppelten“ IBSF Europacup Bob. Die Athletinnen und Athleten, die in dieser internationalen Rennserie antreten, fahren zwischen dem 26. November und 3. Dezember 2022 im SachsenEnergie-Eiskanal gleich zweimal hintereinander in jeweils vier Disziplinen um Punkte.

Vom 14. bis 17. Dezember 2022 macht dann der Junioren-Weltcup im Rodeln in Altenberg Station. Dabei werden im „Race in Race“ Modus auch die 44. FIL Junioren-Europameisterschaften ausgetragen.

Das neue Jahr beginnt mit einem Doppel-Weltcup am SachsenEnergie-Eiskanal. Dann ist die Weltelite des Bob- und Skeletonsports ab dem 9. Januar 2023 zwei Wochen hintereinander zum Doppel-Weltcup im Osterzgebirge zu Gast – ein Novum. Zwar hat es in Altenberg 2020 und 2021 zum ersten Mal zwei Weltmeisterschaften in Folge am selben Ort und vergangenen Winter erstmals in einer Saison zwei Bob- und Skeleton-Weltcups in Altenberg gegeben. Dass die Wettbewerbe direkt aufeinander stattfinden, ist allerdings neu. Die beiden Rennwochenenden sind für die Athletinnen und Athleten zudem die WM-Generalprobe, geht es doch direkt im Anschluss zu den Weltmeisterschaften nach St. Moritz. Außerdem wird im zweiten Altenberg-Weltcup die Europameisterschaft ausgefahren, ebenfalls im „Race in Race“ Modus.

Ende Januar 2023 reisen dann die weltbesten Rodlerinnen und Rodler ins Osterzgebirge. Altenberg ist die 7. Station im Weltcup. Zu den Wettbewerben am 4. und 5. Februar 2023 geht es nicht nur für die Damen, Herren und Herren-Doppelsitzer um die begehrten Weltcup-Punkte, sondern auch für die Doppelsitzer-Damen, die im jetzigen Winter erstmals auch im Weltcup an den Start gehen.

Am 26. Februar 2023 endet dann die lange 40. Saison im Altenberger Eiskanal.

(skl/us/Fotos: skl)