Strahlende Gesichter, Emotionen und ein offizieller Abschied: Mit mehr als 15 Monaten Verspätung sind die Sportler des Jahres 2019 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Donnerstagabend auf Schloss Burgk in Freital gekürt worden. Zum ersten Mal in der 26-jährigen Geschichte der gemeinsamen Umfrage von Sächsischer Zeitung und Kreissportbund musste die Sportgala im April 2020 pandemiebedingt abgesagt werden. Nun konnte sie endlich in kleinerem Rahmen mit rund 50 Gästen nachgeholt werden.

Bei der Ehrung auf Schloss Burgk erhielten die drei Bestplatzierten in jeder der drei Umfragekategorien Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres 2019 ihre Preise, Urkunden und Blumen. Auch die Publikumspreisträgerin, die bei der Umfrage im Vorjahr von SZ-Lesern und Online-Voting die meisten Stimmen aller 30 Kandidaten erhalten hatte, wurde ausgezeichnet.

Der zum zweiten Mal ausgelobte Publikumspreis ging 2019 erstmals an Julia Leubert vom SV Wesenitztal. Die Pharmaziestudentin aus Dürrröhrsdorf holte 546 Stimmen. Die Sachsenmeisterin im Einzel, die 2019 mit der Wesenitztaler Landesliga-Riege auch noch den Mannschaftstitel errungen hatte, erhielt den Preis von Jörg Seidel, dem Geschäftsführer der DDV Sächsische Schweiz/Osterzgebirge GmbH und einen Gutschein vom Geschäftsführer von expert Freital-Pirna.

„Seit 1994 veranstalten Kreissportbund und Sächsische Zeitung die Sportlergala. Wir haben die Absage im April 2020 sehr bedauert, da die fantastischen Leistungen der Sportlerinnen um Sportler nicht in der Öffentlichkeit geehrt werden können. Jeder konnte das wegen Corona nachvollziehen“, so Jörg Seidel. „Umso schöner ist es, dass wir die Sportler des Jahres 2019 nun nachträglich in einem würdigen Rahmen ehren können.“

Das Votum des Publikums bei der Sportlerwahl 2019 ging zur Hälfte ins Endergebnis ein. Die zweite Hälfte ergab sich aus der Punktevergabe der Jury.

Mit seinem neunten Titel in Folge konnte Rekord-Bobweltmeister Francesco Friedrich vom BSC Sachsen Oberbärenburg seine Bestmarke bei Sportlerwahlen im Landkreis ausbauen.

„Es ist für uns immer wieder eine tolle Bestätigung, dass wie jedes Jahr diesen Titel gewinnen konnten. Wir freuen uns sehr darüber“, sagte Francesco Friedrich bei der Ehrung. Zu dieser war er eigens aus dem Urlaub an der Ostsee angereist und fuhr nachts wieder zurück zu seiner Familie.

Der heute 31-jährige Pirnaer und seine Mannschaft gewannen vor der Bobteam des inzwischen zurückgetretenen Oberbärenburger Piloten Nico Walther. Platz drei ging an die Turnerinnen vom SV Wesenitztal. Die Sachsenmeisterinnen aus Dürrröhrsdorf-Dittersbach hatten am fleißigsten Stimmen gesammelt.

„Wir gehen immer mit Leidenschaft an den Start, gehen von dem Besten aus. Außerdem trainieren wir dreimal die Woche, und jede von uns ist beim Training dabei“, erklärt Adriana Knaak von der SVW-Frauenturnriege. „Wir unterstützen uns auch immer gegenseitig und mit Heiko Müller haben wir einen super Trainer, der immer das Beste aus uns herausholt.“

Der Titel „Sportlerin des Jahres“ ging indes an Johanna Sinkewitz vom Pirnaer Ruderverein 1872 (PRV). Die inzwischen 20-jährige damalige Vize-Juniorenweltmeisterin im Doppelvierer war erst 2018 zur Nachwuchssportlerin des Jahres im Landkreis gewählt worden. Nun schnappte sie sich gleich bei ihrer ersten Teilnahme den Titel bei den „Großen“.

Momentan fiebert sie meist live mit dem deutschen Olympiasteilnehmern in Tokio mit. „Ich verpasse eigentlich keinen der Ruderwettkämpfe, stehe nachts auf, um sie zu schauen“, sagt die Pirnaerin, die im September bei der Junioren-EM wieder selbst um Medaillen rudern will.

Johanna Sinkewitz siegte vor Skeletontalent Susanne Kreher vom BSC Sachsen Oberbärenburg und der entthronten Titelverteidigerin Jessica Tiebel vom RRC Altenberg. Die Rennrodlerin hatte Anfang 2020 ihre Leistungssportkarriere beendet.

Eine weitere Premiere gab es auch bei den Männern. Mit Franz Werner vom PRV hatte sich zum ersten Mal ein Ruderer der Titel in dieser Kategorie. Der 20-jährige U23-Vizeweltmeister im Doppelvierer aus dem Dürrröhrsdorf-Dittersbacher Ortsteil Wilschdorf gewann vor dem Geisinger Rennrodler Mathis Ertel vom RRC Altenberg und Sachsens besten Biathleten, Justus Strelow von SG Stahl Schmiedeberg.

Es waren Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften aus 17 Vereinen aus dem ganzen Landkreis nominiert worden, 17 Sportarten waren vertreten. Bei der Umfrage waren 4.551 Stimmen über die Online-Wahl des KSB und die SZ-Originaltippscheine abgeben worden.

„Schön, dass wir jetzt die Auszeichnung nachholen können“, so KSB-Vizepräsident Frank Hering. „Wir hoffen darauf, dass wir bald wieder die besten Sportler des Jahres des Landkreises bei einer großen Sportgala für Ihren tollen Leistungen auszeichnen können. Das wünschen wir uns sicherlich alle.“

Im Anschluss an die Ehrung der Sportler des Jahres 2019 gab es noch einen weiteren Höhepunkt. Denn der in Freital geborene, ehemalige Bobpilot Nico Walther vom BSC Sachsen Oberbärenburg wurde an diesem Abend nach pandemiebedingter Verspätung offiziell verabschiedet.

 

Der in Altenberg aufgewachsenen Vize-Olympiasieger im Viererbob von Pyeongchang 2018 bekam ein Dankeschön-Plakat und viele weitere Präsente. Sein langjähriger Trainer Gerd Leopold hielt eine sehr bewegende Laudatio zum Abschied.

Gerne hätte er mit Nico auch die Olympischen Winterspiele 2022 als Trainer bestritten. „Die Bahn in Peking ist praktisch wie für Nico gemacht“, sagte der Coach, der damals vom Rücktritt seines Schützlings überrascht worden sei. Er sei stolz darauf, dass er mit Nico Walter zusammenarbeiten konnte.

Andrea Dombois, die Schirmherrin der ehemaligen Sponsorenallianz Bobteam Walther und jetzige Schirmherrin der BOBALLIANZ Sachsen würdigte genauso wie Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg die erfolgreiche Karriere des 31-Jährigen und fanden warme Worte.

Walther hatte nach WM-Bronze im großen Schlitten bei der Heim-WM in Altenberg 2020 mit dem Leistungssport aufgehört. Der Grund waren gesundheitliche Bedenken infolge eines Trainingssturzes im Herbst 2020. Er absolviert gerade in Essen eine Ausbildung zum Flugzeugpiloten. Außerdem wird er gemeinsam mit Ehefrau Lisa im Spätsommer erstmals Eltern eines „kleinen Bobfahrers“.

„Rückblickend war es der richtige Entschluss, damals aufzuhören“, sagt der sichtlich bewegte 31-Jährige. „Ich habe eine Menge mitgenommen und hatte viele schöne Erlebnisse. Besonders blieben meine letztlich einzigen Olympischen Spiele 2018 in Erinnerung, wo ich alle Höhen und Tiefen des Sportlerlebens miterleben durfte. Erst im Zweierbob vom ersten Platz am Tag eins tags darauf noch auf den vierten Platz gerutscht, um dann ein paar Tage später die Silbermedaille im Viererbob zu holen. Das war ein unglaubliches Gefühl.“

Zum Abschluss gab es noch das große Finale mit einem Foto aller Teilnehmer der Ehrung der Sportler des Jahres 2019 in Freital.

 

(skl/Foto: skl)