Jubelnde Fans, ein sächsischer Sieg und zum Abschluss blauer Himmel und Temperaturen um den Gefrierpunkt: Auch wenn Lokalmatadorin Jessica Tiebel vom RRC Altenberg am Ende nichts mit der Medaillenentscheidung zu tun hatte, war die Stimmung beim Rennrodel-Weltcup am Sonntag noch einmal richtig klasse. Für die deutsche Nationalmannschaft hatte es nach Silber im Doppelsitzer-Wettbewerb und Bronze bei den Männern noch zwei weitere Medaillen gegeben.
Beim abschließenden Team-Staffel-Weltcuprennen verpasste die deutsche Auswahl Gold nur knapp. Das Team mit Julia Taubitz, Felix Loch und dem Duo Toni Eggert/Sascha Benecken war lediglich 13 Tausendstelsekunden langsamer als die Sieger aus Russland.
Tatjana Iwanowa, Semen Pawlischenko und das Doppel Aleksandr Denisew/Wladislaw Antonow stellten beim ihrem Sieg im ENSO-Eiskanal einen neuen Bahnrekord. Italiens Team holte Platz drei.
Zuvor hatte Rennrodlerin Julia Taubitz vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal am Sonntag das Einzel-Rennen in Altenberg gewonnen. Es war der erste Weltcuperfolg für die 23-Jährige auf ihrer Heimbahn. Die Vize-Weltmeisterin aus Annaberg-Buchholz gewann nach Bestzeit in beiden Läufen vor der Russin Tatjana Iwanowa und der Italienerin Andrea Voetter. Madeleine Egle aus Österreich, die am Freitag die Qualifikation im Nationencup gewonnen hatte, wurde am Sonntag Siebte.
Jessica Tiebel vom RRC Altenberg leistete sich im ersten Durchgang zwei Fahrfehler nach dem Start und in der Ausfahrt von Kurve zwölf, sie wurde somit zunächst nur 16. Im zweiten Lauf konnte sich die 21-Jährige aus Geising aber steigern und belegte am Ende Rang zwölf hinter der Berchtesgadenerin Anna Berreiter (10.) und der elftplatzierten Cheyenne Rosenthal vom BSC Winterberg.
Beim insgesamt fünften Weltcup-Sieg ihrer Karriere verwies Julia Taubitz indes die Team-Weltmeisterin von 2019, Tatjana Iwanowa, klar auf Platz zwei (+0,172 Sekunden). Damit liegt die Russin zur Halbzeit im Gesamtweltcup, nach sechs von zwölf Saisonrennen, nur noch zwei Punkte vor der jungen Sächsin.
Dass sie im Einzelrennen den durchaus möglichen Bahnrekord verpasst hat, sei schade. Die Freude über den ersten Sieg in Altenberg trübe das aber nicht, so die Vize-Weltmeisterin. „Insgesamt bin ich relativ zufrieden, ich hatte noch ein paar kleine Fahrfehler, aber das der Sieg auf meiner Heimbahn rauskommt, ist wunderschön“, sagte Julia Taubitz. „Die Bahn war mit zunehmender Wettkampfdauer immer schneller, da kam mir auch die Erfahrung hier auf jeden Fall zugute.“
Sie sei im Vorfeld des Weltcups in Altenberg „schon etwas nervös“ gewesen. „Jetzt freue ich mich einfach über diesen Sieg, es war ein tolles Rennen und ein rundum toller Weltcup.“
Letzteres sieht auch Bundestrainer Norbert Loch so: „Es waren am Sonntag bei zum Glück schönem Wetter viele Zuschauer hier, es war richtig gut organisiert“, sagte er. „Das war auch eine gelungene Generalprobe für die die Bob- und Skeleton-WM für Altenberg und für Bahnchef Jens Morgenstern und seinem richtig gutem Team.“
Die Leistung von Julia Taubitz sei trotz kleinerer Fehler und knapp verpasstem Bahnrekord toll gewesen. „Es muss ja nicht immer alles perfekt sein“, so Loch. „Julia hat auf den Druck im Vorfeld, hier auf ihrer Heimbahn, und die damit verbundene große Herausforderung sehr gut reagiert. Sie war sehr nervenstark.“
Zu Jessica Tiebels Abschneiden sagte der Bundestrainer: „Der zweite Lauf wird ihr Auftrieb geben, da hat sie endlich einen guten Lauf gezeigt. Sicherlich hat sie ein besseres Abschneiden hier erwartet.“
Die RRC-Athletin selbst wirkte nach dem zweiten Durchgang gelöst. „Ich bin froh, dass es im zweiten Lauf besser lief, ich die Fehler nicht noch mal gemacht habe, und ich es zumindest geschafft habe, in der Gesetztengruppe zu bleiben. Ich habe das Beste aus der Situation gemacht“, erklärte Jessica Tiebel. „Ich hatte schon die ganze Woche Probleme am Start, so auch heute. Beim zweiten Fehler hatte ich eigentlich in Kurve elf ein bisschen zu wenig gelenkt, bin dann die Kurve zwölf zu sehr ausgefahren.“
Die Geisingerin, die in Dresden Physik studiert, hat das Rennen abgehakt und konzentriert sich nun auf die EM, die am 18. und 19 Januar 2020 in Lillehammer stattfinden. Am Dienstag gehe es für sie und den deutschen Tross los nach Norwegen.
Bei der EM wollen auch die deutsche Männer besser abschneiden als zuletzt. Beim Weltcuprennen in Altenberg dominierten stattdessen die Athleten aus Österreich.
Olympiasieger David Gleirscher aus der Alpenrepublik setzte sich mit einem Vorsprung von 0,233 Sekunden auf den Zweitplatzierten Dominik Fischnaller aus Italien durch und holte so seinen ersten Weltcupsieg im Einzel. Rang drei ging an Felix Loch (RC Berchtesgaden), der nach dem ersten Lauf noch auf Platz sieben gelegen hatte. Mit Max Langenhahn (BRC 05 Friedrichsroda) auf Platz sechs und Johannes Ludwig auf Platz acht gelang zwei weiteren deutschen Rennrodlern der Sprung in die Top Ten.
Im Doppelsitzer-Wettkampf am Sonnabend gewannen die Vorjahressieger Thomas Steu und Lorenz Koller. Das Duo aus Österreich lag nach zwei Läufen mehr als zwei Zehntelsekunden vor den aktuell im Gesamtweltcup Führenden Toni Eggert (BRC Ilsenburg/Harz) und Sascha Benecken (RT Suhl). Der Bronzeplatz ging an Aleksandr Denisew und Wladislaw Antonow aus Russland, die sich nach einem starken zweiten Lauf von Platz zehn auf drei verbessern konnten.
Die weiteren deutschen Starter verpassten das Podest. Robin Geueke und David Gamm (BSC Winterberg) kamen mit einem Rückstand von rund vier Zehntelsekunden auf Platz sechs. Direkt dahinter landeten die Olympiasieger von 2018 Tobias Wendl (RC Berchtesgaden) und Tobias Arlt (WSV Königssee) auf Platz sieben.
(skl/us/Fotos: skl)