Knapp ein Jahr vor der verbindlichen Einführung des sogenannten „Kinderfußballs“ bis einschließlich zum E-Jugendbereich könnte das schon seit einiger Zeit bei den jüngsten Nachwuchskickern abgeschobene Vorhaben des Deutschen Fußball-Bundes bereits wieder Geschichte sein. Denn angesichts der Pleiten der deutschen Nationalmannschaften der Männer, der U19 und der Frauen, die nach nicht inspirierenden, meist schwachen Auftritten bei den jüngsten großen Turnieren allesamt in der Vorrunde ausgeschieden waren, steht offenbar beim DFB alles auf dem Prüfstand. So auch der „Kinderfußball“.

Manch Fußballverein oder Übungsleiter wurde noch immer nicht warm mit den Ideen. Nun könnte das einst als „FUNino“ angeschobene Spiel- und Trainingskonzept vor dem Aus stehen! Gewinnen und verlieren soll wieder mehr im Vordergrund stehen, ebenso wie der Leistungsgedanke auf dem Platz.

Nach Medienberichten hat Hans-Joachim Watzke, DFB-Vizepräsident, Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga sowie Geschäftsführer vom Deutschen Vize-Meister Borussia Dortmund, eine Abkehr vom eigentlich schon beschlossenen Weg angekündigt.

„Sechs-, Acht- oder Neunjährige müssten auch mal das Gefühl haben, was es ist, zu verlieren“. Sonst würden sie nie „die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen“, habe er gesagt. Sich messen unter einem gewissen Leistungsdruck sei demnach nichts Falsches. Daher müsse ein Umdenken her. Im Fußball durchaus wie im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Ähnliches hörte man zuletzt – nach teils gänzlich medaillenlosen deutschen Teilnahmen bei Welt- und Europameisterschaften – auch von Vertretern anderer Sportarten.

Eine „Reform der Reform“ sei laut den aktuellen Medienberichten zu Watzkes Äußerungen beschlossen – und das obwohl der neue zuständige Nachwuchs-Direktor beim DFB, Hannes Wolf, die neue Spielform verteidigt hatte.

Ab dem Sommer 2024 sollten die Spielformen für den Fußball-Nachwuchs eigentlich verbindlich sein und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote bundesweit als feste Formate in der G-, F- und E-Jugend ab.

„Leuchtende Kinderaugen, Spaß am Fußball und dazu die Verbesserung der individuellen Fähigkeiten – das sind die Ziele, die mit den neuen Spielformen in den Altersklassen U6 bis U11 verfolgt werden“, schreibt etwa der Kreisfußballverband KVFSOE auf seiner Homepage zu dem neuen Konzept.

Im Kern würden die Spielformen kleinere Mannschaftsgrößen auf kleineren Spielfeldern vorsehen. Die Spielfelder wachsen demnach mit den Kindern und umgekehrt. Auf Meisterschaftsrunden werden verzichtet. Stattdessen seien Turniere mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen.

Die Kinder spielen dabei auf mehreren kleineren Spielfeldern auf einem Fußballplatz. Sie haben dabei die Chance, auf jeweils zwei Kinderfußballtore zu schießen. Sie müssen aber auch zwei Tore verteidigen. Der Spaß am Spiel stehe im Vordergrund. Noch nicht der Leistungsgedanken.

Eine Kritik abseits vom nicht fokussierten Leistungsgedanken kam außerdem immer wieder auf: Wie verläuft die Umstellung später, auf den Bereich der D- bzw. C-Junioren? Dann nämlich wird wieder „normal“ gespielt, mit mehr Spielern pro Team, mit festen Torhütern und auf jeweils ein Tor – wie bei den Erwachsenen, später auch auf dem Großfeld. Die Umstellung würde nicht wirklich oder nur sehr schwer gelingen, zweifeln Kritiker.

Mehr zu dem Thema „Kinderfußball“-Reform (und den darin geäußerten Vorteilen) im Interview unter kvfsoe.de:

https://kvfsoe.de/news/352-das-ist-eine-grosse-moeglichkeit-die-kinder-am-ball-zu-halten

(skl/Foto: ksb)