Mit den Weltmeisterschaften in Lake Placid endete vor wenigen Tagen die vorolympische Saison der deutschen Skeleton-Asse. Der aus Hohndorf stammende Wahl-Dortmunder Axel Jungk und die Dresdnerin Susanne Kreher vom BSC Sachsen Oberbärenburg waren die beiden Besten im Team Schwarz-Rot-Gold. Der 34-jährige Jungk holte mit Bronze im Einzelrennen die einzige Medaille für Deutschland im US-Bundesstaat New York. Susanne Kreher wurde nach einer Aufholjagd im Einzel noch Sechste und verpasste trotz des besten Laufes bei den Frauen in der Team-Staffel mit etwas Pech Edelmetall. Bei ihrer Rückkehr aus Nordamerika wurde sie von ihrem Fanclub in Dresden empfangen und war ganz gerührt. Zu Hause angekommen, zog die aus Bärenstein im Erzgebirge stammende 26-jährige Sportsoldatin im Gespräch mit dem KSB ihre ganz persönliche Saison-Bilanz.

 

KSB: Susi, dieser Wettkampfwinter war geprägt von einem Auf und Ab. In Altenberg wurdest Du vorigen Oktober Deutsche Meisterin. Dann, zum Weltcup-Auftakt im südkoreanischen PyeongChang, hast du nur die Plätze 17. und 15. belegt. Keine drei Wochen später hast Du Silber in Altenberg geholt. Die Leistungen schwankten weiter. Am Ende hast Du die Gesamtwertung als drittbeste Deutsche, wie schon 2023/24, als Neunte abgeschlossen. Doch zur WM hast Du richtig geliefert. Nur knapp eine Medaille verpasst. Wie bewertest Du Dein Abschneiden bei den Weltmeisterschaften in Lake Placid?

Susanne Kreher: Mein großes Ziel war es, in Lake Placid unter die Top-6 zu kommen und es so zur Siegerehrung zu schaffen. Ich bin insgesamt sehr stolz auf mein Abschneiden bei der WM. Wo ich dann im vierten, finalen Lauf im letzten Moment noch auf den sechsten Rang gerutscht bin, war ich fast emotionaler drauf als bei meinem Sieg in Sankt Moritz, wo ich 2023 Weltmeisterin wurde. Der erste Lauf hatte mich nach hinten auf den 13. Platz zurückgeworfen. Da hatte sich schon im Training ein Fehler eingeschlichen, der mir leider auch im ersten Lauf passiert ist und viel Zeit gekostet hat. Aber ich bin wirklich stolz, dass ich mich mit jedem Lauf noch verbessern konnte. Der sechste Platz hat mir so sehr viel bedeutet.

 

Hat es Dich dann sehr gewurmt, dass Axel und Du trotz Deines Spitzenrennens in der Team-Staffel mit dem „Sachsen-Express“ die Medaille verpasst habt? Ihr wurdet Fünfte.

Sehr, sehr schade war das bei der Team-Staffel. Ich dachte, wir haben dort wirklich richtig gute Medaillenchancen. Gerade Axel hatte ja mit seiner Bronzemedaille im Einzel bei den Männern richtig gut abgeliefert. Und mit meinem Lauf habe ich richtig gut vorgelegt. Leider hat er wohl die falschen Kufen genommen für die Bedingungen vor Ort, sein Lauf war ja richtig gut. Nur hat er einfach keinen Speed bekommen. Die Medaille hätte ich natürlich schon gerne mitgenommen. Das war sehr ärgerlich. Aber mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden. Der Lauf bei der Team-Staffel war der beste, den ich bei der ganzen WM hatte. Insgesamt bin ich froh, die Saison mit diesem Lauf beendet zu haben, auch wenn keine Medaille dabei rausgekommen ist.

 

Wie wichtig war es Dir, beste Deutsche bei der für die Frauen insgesamt eher nicht so prickelnden WM gewesen zu sein?

Beste Deutsche zu sein, gerade beim wichtigsten Rennen in der Saison, bei der WM, bedeutet mir schon etwas, gerade mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2026. Das gibt mir noch einmal etwas Selbstvertrauen. Gerade in der jetzigen Saison gab es ein paar Weltcups, wo ich die schlechteste Deutsche war oder nur im Mittelfeld. Ich habe gesehen, dass ich vorne mitfahren und es schaffen kann, mir den Startplatz bei Olympia zu sichern. Dort zu starten und möglichst eine Medaille zu holen, sind meine großen Ziele in der nächsten Saison.

 

Mit etwas Abstand – wie ist Dein persönliches Fazit der jetzigen Saison 2024/25?

Es war insgesamt eine schwierige Saison. Ich bin ganz gut reingestartet. Dann kam die Asientour. Da war ich aufgrund von privaten Dingen nicht ganz frei im Kopf. Ich bin da schon ein emotionaler Mensch und ich konnte nicht so befreit fahren wie ich das mir gewünscht habe. Es ging dann in der Folge mal auf und mal ab. Es war vielleicht nicht die Saison, die ich wollte, aber die, die ich gebraucht habe. Einfach, weil es mir noch einmal gezeigt hat, woran ich arbeiten muss und was die wichtigen Stellschrauben für mich persönlich sind, damit ich Erfolg habe, damit ich für Olympia topfit bin. Und damit mir für dieses Ziel nichts in die Quere kommt, damit ich abrufe, was ich wirklich leisten kann. Ich versuche in allem etwas Positives zu sehen, auch wenn die Ergebnisse nicht immer so waren, wie ich mir das vorgestellt hatte.

 

Wie überrascht warst Du über den Empfang von Deinen Fans, Übungsleitern und jungen Sportlern vom Stützpunkt in Altenberg, hier in Dresden? Sie hatten sogar kleine Fanclub-Fähnchen mit zur Begrüßung.

Über den Empfang habe ich mich sehr gefreut, darüber, die Athleten und Trainer aus Altenberg zu sehen. Ein paar Eltern und mein Trainer Stefan Poser waren auch da. Das kam sehr überraschend. So etwas hatte ich noch nie. Die Heimreise aus den USA war sehr lang. Wir waren mehr als 24 Stunden unterwegs. An den deutschen Flughäfen wurde gestreikt. Daher mussten wir einen Riesenumweg fliegen, um nach Dresden zu kommen. Dass sie dann dort auf mich gewartet haben und mir gezeigt haben, dass sie mich unterstützen, und dass in Anführungszeichen nur für meinen sechsten Platz bei der WM: Das war einfach sehr schön.

 

Zum Schluss noch eine Frage: Wie geht es in den kommenden Wochen weiter für Dich, was hast Du geplant?

Vorige Woche war ich noch ein paar Tage in Athen, habe dort Urlaub gemacht. Jetzt bin ich zu Hause, möchte etwas runterkommen, noch mal ein bisschen Urlaub machen. Und dann geht es bald schon wieder mit dem Training los. Dieses Jahr muss ich nicht noch einmal länger als ein paar Tage zur Bundeswehr. Meine Ausbildung dort hatte ich schon voriges Jahr abgeschlossen.

 

Vielen Dank und viel Erfolg auch in der Olympiasaison 2025/26!

 

Das Gespräch führte Stephan Klingbeil.

 

(Fotos: skl/ksb/privat)