Es kann losgehen: Am 28. Oktober 2021 fand in der Veltins EisArena in Winterberg die diesjährige Saisonauftaktpressekonferenz des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) statt. Die Saison steht ganz im Zeichen der Olympischen Winterspiele, die im kommenden Februar in Peking und Yanqing in China stattfinden. Auch Bob-Doppelolympiasieger Francesco Friedrich vom BSC Sachsen Oberbärenburg stand Rede und Antwort. Der 31-jährige Pirnaer ist zweifacher Titelverteidiger und der derzeit einzige Sachsen an den Lenkseilen, der sein Olympiaticket sicher hat.

Friedrich, seine Anschieber und die anderen deutschen Kufen-Asse waren am 27. Oktober von einer dreiwöchigen Trainingsphase aus Yanqing zurückgekommen waren, wo die neue Olympiabahn 2022 steht. Der Rekord-Champion hatte bei den internationalen Rennen zum Abschluss sowohl im Zweierbob als auch im Viererbob gewonnen. Der BSD hat die wichtigsten Aussagen von Friedrich zusammengefasst.

„Die, die mich kennen und mich begleiten, wissen, dass es bei mir am Anfang immer erstmal dauert. Ich muss mich da reinfuchsen, ich muss die Details und die Erfahrung sammeln und irgendwann kommt dann die Abfahrt X, wo ich mein Programm abspulen kann, wo ich mich in jeder Kurve auskenne und ich sofort weiß, wenn irgendwo was ist, was ich tun kann, wenn ich etwas nicht ganz so erwische. Der Punkt kam so ungefähr in Woche 2. Ab da war es nicht unbedingt einfacher, denn die Bahn hat Passagen und Stücke, die stimmen müssen. Aber man hat mal 70 bzw. 80 Prozent der Bahn so intus, dass man die immer richtig fährt oder dass es immer funktioniert.

Die Stellen, wo man mit der Genauigkeit etwas rausholen kann, gibt es eigentlich in jeder Kurve. Allein schon wenn ich in jeder Kurve eine halbe Hundertstel schneller bin als die anderen, dann habe ich unten schon fast ein Zehntel gewonnen, aber es gibt Passagen die deutlich schwieriger sind, die immer genau stimmen müssen. Das geht schon in der 1, 2 los. Vom Schwierigkeitsgrad geht es schon in Richtung Pyeongchang mit der 1, 2, 3. Wenn dort nichts stimmt und ich in die 2 zu spät einfahre, dann kann es sein, dass mir das Hinterteil vom Bob abrutscht und ich durch die Kurve rutsche. Wenn das passiert, ist die Zeit weg, dass ich da einfach 3 bis 5 Zehntel verlieren kann. Die kann man dann nach unten hin schwer ausgleichen, zumal die Bahn relativ viel Neigung hat in den oberen Kurven. Wenn ich dort die Geschwindigkeit nicht mitnehme, dann kommt so ein flaches Stück bis zur 6, dann geht es hoch, das heißt ich kann kaum noch beschleunigen, wenn ich da oben die Geschwindigkeit nicht mitnehme, wird es nach unten relativ eng.

Die nächste Schlüsselstelle ist der Start. Es ist sehr lang flach und dann wird es sehr steil, und von diesem Startbereich, wo man drücken und die ganze Zeit pushen muss, geht es dann sofort in einen Teil, wo man schnell rennen muss, wo dann alle so schnell es geht reinmüssen, weil es dann so schnell wird, dass man entweder den Bob bremst oder man ausbricht, weil man aus der Spur rauskommt. Das hat es in sich und da sieht man wiederum, dass die Viererstartzeit sich kaum von den Zweierstartzeiten abheben werden, weil wir relativ zügig in den Bob müssen.

Wir konnten uns auf Bahn, Material, Training konzentrieren, alles andere war Nebensache. Wir bereiten uns dort auf die Olympischen Spiele vor, nicht auf Landesjugendspiele. Deshalb war es wichtig, dort den Fokus drauf zu legen. Wir haben das gut getan, wir konnten in der Athletik richtig gut weiterarbeiten, haben unser Plateau erhöhen können und haben dann trotzdem einen vernünftigen Wettkampf hingelegt. Das Wichtigste ist, dass sich niemand verletzt hat.

Wir haben zwar wieder ein Olympiajahr, aber ansonsten gehen wir jetzt Weltcup für Weltcup an, machen unser übliches Prozedere, testen unsere Schlitten, schauen, ob alles so funktioniert unter den Bedingungen. Wenn dann die Rennen losgehen, wird sich keiner erlauben, auch nur Halbgas zu geben oder mal irgendetwas nicht zu machen. Deshalb schauen wir wirklich von Woche zu Woche, von Rennen zu Rennen.

Über Olympia machen wir uns erst Gedanken, wenn wir dort an der Bahn stehen und die ersten Läufe machen. Bis dahin ist es ein weiter Weg, es kann viel passieren. Corona kann uns einen Strich durch die Rechnung machen, falls dort drüben irgendetwas passiert. Das größte Fragezeichen wird wohl eher Corona als alles andere sein.“

 

Unter folgendem Link gibt es die komplette BSD-Pressekonferenz zum Anschauen: https://bsd-tv.de/#/home

 

(bsd/hg/skl/Foto: Bobteam Friedrich)