Verbale Schuldzuweisungen, Diskussionen über Mangel an Mitspracherechten und Unabhängigkeit sowie Befürchtungen vor mehr statt weniger Bürokratie: Einmal mehr gibt es Spannungen zwischen Spitzensport-Interessenvertretung und Bund. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) übt heftige Kritik am geplanten, eigentlich überfälligen Sportfördergesetz.

Der Verband und das Bundesinnenministerium liegen offenbar in den wesentlichen Fragen zur Zukunft des organisierten deutschen Sports weit auseinander. Zum ersten Mal soll die Spitzensportförderung in Deutschland in ein Gesetz gegossen werden. Es hagelt Kritik vom obersten Dachverband des Sports in Deutschland.

Dabei geht es um die Entscheidungshoheit über die zu vergebenen Millionen an Fördermitteln und die Unabhängigkeit der Sportagentur. Diese sollte als zentraler Baustein der Reform künftig die Aufgaben bei Steuerung und Förderung übernehmen. Die Leitlinien der Agentur würde ein 18-köpfiger Stiftungsrat mit Vertretern von Bund, Ländern und DOSB bestimmen, in dem die Bundesregierung den Vorsitz übernimmt und bei Stimmengleichheit entscheiden kann, heißt es zudem unter anderem im vom Steuerzahler beitragsfinanzierten Deutschlandfunk.

Mehrere Punkte seien im Gesetz nicht so umgesetzt worden, wie es in einem längeren Prozess zuvor besprochen worden sei, erklärt zum Beispiel Olaf Tabor, DOSB-Vorstand für Leistungssport.

Bundesinnenministerium und DOSB sollten eigentlich in der Sportagentur gleichberechtigt agieren, was der Bundesrechnungshof moniert hatte. Der Einfluss von Interessenvertretern wie dem DOSB bei der Zuteilung von Geld für den Sport sei zu begrenzen, hieß es in verschiedenen Medien weiter dazu.

Der DOSB sieht sowohl die Unabhängigkeit der Agentur als auch den erhofften Bürokratieabbau in der Sportförderung nicht mehr gesichert – und kritisiert den Gesetzesentwurf aus dem Hause von Sport- und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) massiv. Auch würden fachlichen Kompetenzen ignoriert und Flexibilität eingeschränkt werden. Bei der Vergabe habe das BMI gar ein Vetorecht und können Entscheidungen der Sportagentur zur Verteilung kippen.

Es gibt Befürchtungen angesichts der offensichtlich beiderseitigen Schuldzuweisungen, dass in Zeiten von zahlreichen Krisen der Sport womöglich nicht mehr so einen wichtigen Stellenwert haben könnte.

Hier ein Interview zu dem Thema mit Sportwissenschaftler Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz:
https://www.sportschau.de/mehr-sport/dosb-bmi-interview-lutz-thieme-100.html

(skl/Foto: skl)