Vierfach-Olympia-Sieger Thorsten Margis vom Bobteam Friedrich heuert beim größten Kontrahenten des Rekordchampions aus Pirna an. Das bestätigte Weltmeister Francesco Friedrich am heutigen Donnerstag bei der Pressekonferenz vor dem Bob- und Skeletonweltcup in Altenberg. Demnach fährt Friedrichs bislang erfolgreichster Anschieber vom SV Halle  künftig für das Bobteam des Schönauers Johannes Lochner vom BC Stuttgart Solitude.

Ursprünglich habe der 35-jährige Margis seine Karriere nach den beiden WM-Siegen und den Weltcup-Gesamterfolgen beim Bobteam Friedrich im vorigen Winter beendet. Dann habe ihn laut Bundestrainer René Spies jedoch der Ehrgeiz gepackt, eine neue Herausforderung zu suchen.

„Thorsten ist ein sportlich positiv Wahnsinniger, und er wollte nach seinem eigentlichen Karriereende doch noch mal versuchen, Erfolge auch mit einem anderen Piloten zu erreichen“, sagte er. „Es ist anderthalb Jahre vor Olympia und 2026 geht es nicht um den Gewinn der Bronzemedaille, sondern um Gold. Klar, wird es jetzt wohl enger und zwischenmenschlich vielleicht schwierig. Aber ich hoffe, dass alles im Rahmen bleibt und alle klug genug sind, das Verhältnis nicht zu zerhauen. Sie haben ja gemeinsam viele Erfolge gefeiert.“

Friedrich war darüber nicht glücklich. Margis habe viel Knowhow. Man werde sehen, wie sich das auswirke. „Jeder kann seine eigene Entscheidung treffen, ich persönlich habe dazu keine Meinung“, betonte der erfolgreichste Bobpilot aller Zeiten und sagte mit Blick auf Olympia 2026. „Vielleicht will Thorsten unbedingt Silber gewinnen.“ Geschmäckle hatte die Personalie zudem, weil Lochner erst im Spätsommer Friedrich vorgeworfen hatte, den Ex-Oberbärenburger Anschieber Georg Fleischhauer abwerben zu wollen. Friedrich bestätigt, dass es lediglich lose Gespräche mit dem Zweierbob-Weltmeister von 2023 gegeben habe.

Einen neuen Anschieber mit großem Potenzial hat der 34-Jährige vom BSC Sachsen Oberbärenburg jedenfalls schon gefunden. Am Donnerstag stellte sich Simon Wulff in Altenberg vor. Der 23-Jährige war bislang ein sehr erfolgreicher Sprinter von Baer 04 Leverkusen und hat sich seit diesem Jahr – zumindest bis nach den kommenden Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo – voll und ganz dem Bobsport verpflichtet.

„Ich bin gut angenommen worden im Team und bin fokussiert auf den Bobsport“, erklärt der fast zwei Meter lange Debütant. „In diesem Jahr habe ich Gewicht aufgebaut, acht oder neun Kilo zugenommen. Und ich konnte Wissen von der Leichtathletik mitnehmen, auch wenn es zwischen den Sportarten natürlich viele Unterschiede gibt. Es hat aber alles irgendwie zusammengespielt und nun freue ich mich erstmal auf Sonnabend.“

Der Dresdner ist extrem flink. Er hatte erst im August beim Golden Oval im neu eröffneten Heinz-Steyer-Stadion die viertschnellste deutsche Zeit über 100 Meter gelaufen. In den vergangenen Monaten empfahl er sich zudem schnell für Einsätze im Bobteam Friedrich. So sehr, dass Wulff am Sonnabend sein Debüt an der Seite von Francesco Friedrich im Zweierbob feiern wird.

„Er macht sich ziemlich gut, er hat sich viel erarbeitet und einen großen Sprung gemacht seit dem Sommer“, erklärt Friedrich das Debüt am Sonnabendmittag an seiner Seite. „Simon hat den Willen, mit uns gemeinsam Erfolge zu erreichen“.

Laut Spies habe sich Trainer Gerd Leopold sehr um Wulff bemüht. Und mit dem Deutschen Leichtathletikverband gebe es eine Absprache, dass das Sprinttalent nach seinem Wechsel in diesem Jahr sich zumindest bis 2026 voll und ganz auf den Bobsport konzentrieren werde. Wulff will das auch so. Und mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles seien noch alle Optionen für eine Rückkehr offen.

Der Beginn der Altenberger Weltcup-Rennen im kleinen Schlitten wurde laut Bahnbetreiber-Gesellschaft WiA am Sonnabend vorgezogen auf 12 Uhr. Um 16 Uhr würden die Monobob-Frauen in die neue Saison starten. Am Sonntag geht es um 11.45 Uhr mit den Zweierbob-Rennen der Frauen weiter. Ab 15.30 Uhr fahren die Männer in den Viererbobs im SachsenEnergie-Eiskanal um den Titel bei ersten Weltcup in dieser Saison.

Friedrich freut sich auf die neue Saison. „Das wird zeigen, wo wir stehen und wie das Wettkampf-niveau ist“, sagte er. Mit 103 Trainingsfahrten habe das Bobteam Friedrich schon mehr Bahnkilometer als in Vorjahren geschrubbt. „Nächste Saison haben wir nicht so viel Zeit, da geht es mit dem Weltcup im Oktober in Cortina los, wir haben mit Blick auf Olympia ein, zwei Tests gemacht. Die Richtung stimmt schon, wir wissen, wo es lang geht.“

Bei den Männern werden noch die Bobteams von Johannes Lochner aus Bayern und Adam Ammour vom BRC Thüringen an den Start gehen. Bei den Frauen zählen dessen Vereinskollegin und Monobob-Weltmeisterin Lisa Buckwitz, Olympiasiegerin Laura Nolte vom BSC Winterberg und die Wiesbadener Pilotin Kim Kalicki zum deutschen Kader. Außerdem kehrt am Wochenende beim ersten Bob-Weltcup 2024/25 die „Queen“ Kaillie Humphries zurück. Die dreifache Olympiasiegerin, die für die USA startet, gibt sechs Monate nach der Geburt ihres Sohnes ihr Comeback im Eiskanal. Die 39-Jähirge gehört ebenso wie die Deutschen zu den Topfavoritinnen.

Tickets für den Bob- und Skeletonweltcup vom 6. bis 8. Dezember 2024 in Altenberg (morgen beginnen die Skeleton-Asse ab 9.30 Uhr) gibt es an der Tageskassen und online hier: https://wia-altenberg.de/tickets . Sparkassen-Kunden erhalten zudem einen Rabatt von 20 Prozent. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden ist langjähriger Partner und Förderer des Sports und konnte als zusätzlicher Sponsor für den Weltcup gewonnen werden.

(skl/Fotos: skl)